Buchpräsentation „Christliche Stätten im Orient“ – Gepostet auf: Allgemein
Die kathpress berichtete am 20.10.2021:
Linz, 20.10.2021 (KAP) Rund 30 Jahre hat Hans Hollerweger, Gründer der „Freunde des Tur Abdin“ und der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO), den Orient bereist. Nun hat er auf Basis seiner Reisen und Erlebnisse ein weiteres Buch dazu veröffentlicht: Der Band „Christliche Stätten im Orient“ führt zu bekannten und auch weniger bekannten Kirchen, Klöstern und weiteren religiösen Stätten im gesamten Nahen Osten. Offiziell präsentiert wurde das Buch am Dienstagabend im Linzer Priesterseminar. Hollerweger selbst appellierte dabei einmal mehr an die Kirchen im Westen, die Nahost-Christen nicht zu vergessen.
Der chaldäische Patriarch Kardinal Louis Sako aus Bagdad wollte eigentlich persönlich an der Präsentation teilnehmen, musste aber kurzfristig absagen. In einer Videobotschaft würdigte er die jahrzehntelangen Bemühungen Hollerwegers, den Orient-Christen einerseits vor Ort zu helfen und andererseits, das orientalische Christentum im Westen bekannter zu machen.
Die Begegnung mit den Christen im Orient habe sein Leben ungemein bereichert, zog der 91-jährige Hollerweger in seinen Ausführungen Bilanz. Nachsatz: „So habe ich mein Herz im Orient belassen.“ Auch wenn es ihm seit einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich sei, in den Orient zu reisen, stehe er doch mit vielen Freunden vor Ort nach wie vor in engem Kontakt. Sein Wunsch sei es, dass auch durch sein neues Buch die Christen im Westen über die „Christen am Wurzelboden des Glaubens“ besser Bescheid wüssten.
Dramatische Situation in Syrien
Der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler berichtete bei der Buchpräsentation u. a. über die jüngste Reise von Kardinal Christoph Schönborn nach Syrien. Der Wiener Erzbischof besuchte auf Einladung des syrisch-orthodoxen Patriarchen Aphrem II. Anfang Oktober die Christen im Land. Winkler gehörte der kleinen österreichischen Delegation an.
Die Freude über den Besuch sei bei den Christen vor Ort sehr groß gewesen, „weil die Menschen das Gefühl hatten, dass sie nicht gänzlich vergessen sind“. Zugleich habe er mit Bedrückung feststellen müssen, so Winkler, dass aufgrund der schlimmen wirtschaftlichen und politisch ungewissen Situation „ausnahmslos alle jungen Menschen, mit denen wir sprechen konnten, das Land verlassen wollen“.
Deutlich geworden sei auch einmal mehr, dass die westlichen Sanktionen gegen Syrien die Falschen treffen würden; nämlich die einfache Bevölkerung vor Ort. Die Armut im Land habe ein dramatisches Ausmaß erreicht, so Winkler.
Der Linzer Generalvikar Severin Lederhilger plädierte in seinem Schlusswort dafür, dass West- und Ostkirche noch viel mehr aufeinander zugehen, voneinander lernen und sich gegenseitig bereichern müssten. Der Reichtum östlicher Traditionen werde in Hollerwegers Buch mehr als deutlich.
Hans Hollerweger gründete vor 32 Jahren die „Initiative Christlicher Orient“, die ursprünglich „Freunde des Tur Abdin“ hieß. Er begann 1989 mit seinem Einsatz für die bedrängten christlichen Gemeinden in der Südosttürkei („Tur Abdin“), später hat sich sein Einsatz auf den gesamten Orient ausgeweitet. 2014 legte Hollerweger sein Amt als ICO-Obmann zurück und übergab die Leitung des Vereins an den Welser Pfarrer und Generaldechant Slawomir Dadas.
Hollerweger führt die Leserinnen und Leser in seinem neuen Buch durch das Heilige Land (Israel, Palästina und Jordanien), durch den Libanon, den Irak, Syrien und die Türkei. Der Orient-Experte hat alle Stätten selbst besucht und stellt diese nicht nur vor, sondern berichtet auch von eigenen Erfahrungen. Patriarch Sako hat zu dem Buch das Vorwort verfasst.
Manche der von Hollerweger in Text und Bild präsentierten Stätten sind heute in dieser Form nicht mehr vorhanden, weil sie vom IS oder anderen islamistischen Gruppen zerstört bzw. beschädigt wurden. Das trifft etwa auf das syrisch-katholische Kloster Mar Behnam im Irak oder das griechisch-orthodoxe Georgskloster von Humaira in Syrien zu.