Buchpräsentation – Gepostet auf: Allgemein
In der Gruft unterhalb des ehemaligen Chorherrenstiftes Waldhausen (OÖ) befinden sich drei (Teil)Mumien. Ihre naturwissenschaftlich-medizinische Untersuchung 2019/20 durch den Münchner Pathologen und Mumienexperten Prof. Andreas Nerlich und die Rechtsmediziner Dr. Peter Hofer und Prof. Oliver Peschel (letzterer bekannt als Konservierungsbeauftragter für die Eismumie „Ötzi“) brachten spannende Ergebnisse, die nun in einem reich bebilderten Buch nachzulesen sind.
Wer waren die drei Unbekannten?
Wann und wie lebten sie, und welcher Tod war ihnen beschieden?
Wie konnten die Mumien entstehen?
Computertomographie, Radiokarbondatierung, chemische und mikrobiologische Analysen etc. ermöglichen Kenntnisse über Lebenszeitraum, Alter, Herkunft, Gewohnheiten und Krankengeschichte. Im Zusammenspiel von medizinischen und historischen Recherchen gelang es, den drei Unbekannten ihre Namen wiederzugeben. Somit werden die toten Körper nun wieder als Menschen mit ihrer Würde und ihren Leistungen greifbar. Bei den Bestatteten handelt es sich um drei Pröpste des 17. Jahrhunderts – darunter auch der Erbauer der barocken Stiftskirche. In einem Fall gelang es dank einer virtuellen Gesichtsrekonstruktion, dem Propst quasi ins Antlitz zu blicken. Die Pröpste genossen zwar eine gute Nahrungsversorgung, waren aber dennoch nicht unbedingt bei bester Gesundheit. Unter anderem litten sie an Arteriosklerose bzw. Lungentuberkulose. In einer historischen „Zeitreise“ werden der Klosterstandort und das Lebensumfeld der Augustiner Chorherren beleuchtet. Die drei Pröpste durchlebten ein Jahrhundert, das von kriegerischen Auseinandersetzungen und Seuchen geprägt war. Ein spannender Abschnitt widmet sich dem natürlichen oder auch künstlich herbeigeführten Entstehen von Mumien.
Die Waldhausener Mumien können in der Kirchengruft besichtigt werden.
Dasselbe wissenschaftliche Team führte bereits 2017/2018 die Befundung der Mumie aus St. Thomas am Blasenstein, dem sogenannten „Luftgselchten Pfarrer“, durch. Auch zu diesem „Fall“ liegt bereits eine Publikation im Wagner-Verlag vor.