Lange erwartete Biografie Matthias Spanlang – Gepostet auf: Allgemein

Pressebericht Buchpräsentation 20. Juni 2024, Priesterseminar Linz

Monika Würthinger: „Politisch leider sehr interessiert“. Matthias Spanlang (+1940 KZ Buchenwald)  – Dokumentation eines Priesterlebens, hrsg. vom Diözesanarchiv Linz, Wagner Verlag 2024

Bischofsvikar Willi Vieböck dankte zur Eröffnung der Autorin Dr. Monika Würthinger im Namen von Diözesanbischof Manfred Scheuer für ihre Mühe, das Leben von Matthias Spanlang zu erforschen und dokumentieren. Vieböck erinnerte daran, dass der Impuls für die Diözese Linz, sich mit Pfarrer Spanlang zu beschäftigen, von der Pfarre Herz Jesu in Weimar (D) kam. Er nahm im Jahr 2015 als Vertreter der Diözese in Buchenwald am Gedenken zum 75. Todestag der Pfarrer Otto Neururer und Matthias Spanlang teil. Beide wurden wegendesselben „Vergehens“ Ende Mai bzw. Anfang Juni 1940 zu Tode gefoltert, weil sie im Lager als Seelsorger tätig waren.  Während der Tiroler Neururer bereits 1996 selig gesprochen wurde, wurde Spanlang kaum beachtet. Das sollte sich beginnend mit der Feier in Weimar nach und nach ändern. Die wissenschaftlich fundierte Arbeit von Würthinger bildet nun eine Basis für weitere Formen der Beschäftigung mit dem Martyrer Spanlang.

Für Bischof emeritus Maximilian Aichern ist Spanlang ein untrügliches Zeichen im Einsatz für Gerechtigkeit und eine friedvolle Gesellschaft: „Gebe uns Gott auch heute Menschen wie Spanlang, der uns an unsere Aufgabe, den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden, erinnert.“

Klaus Birngruber, Direktor des Diözesanarchivs und Herausgeber der biografischen Dokumentation über Pfarrer Matthias Spanlang erklärt bei der Präsentation des Buches: „Historische Grundlagenarbeit ist eine unverzichtbare Basis für das Erkennen von Kontexten und historischen Zusammenhängen. Gerade am Beispiel der Geschichte und Rezeption von Matthias Spanlang zeigt sich, dass man zu einer offenen, reflektierten Erinnerungskultur gelangen kann.“

Christine Herzog von der Pfarre Herz Jesu Weimar, in deren Pfarrgebiet das KZ Buchenwald im Pfarrgebiet der Pfarre Herz Jesu von Weimar liegt, war Gast bei der Präsentation. Die Pfarre sieht es als ihren Auftrag das Gedenken an die KZ-Opfer wach zu halten. Herzog bezeichnete Pfarrer Matthias Spanlang als Martyrer der Freiheit und nahm auf den Brief des Apostels Paulus an die Römer (Röm 8,21) Bezug, demzufolge die Schöpfung frei werden wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit hin zur Freiheit der Kinder Gottes. Aber das elende Sterben im KZ dürfe nicht glorifiziert werden, betonte Herzog: „Es findet keinen Sinn, ein solcher kann auch nicht nachträglich gestiftet werden. Dieses sinnlose Sterben gilt es auszuhalten, anstatt es nachträglich durch eine wie immer geartete Sinngebung zu verschönern, nur weil es uns Nachgeborene ein wenig erleichtert. Das Gedenken an Märtyrer muss zutiefst schmerzhaft bleiben, sonst bleibt es wenig glaubwürdig und generiert keine Konsequenzen für die Gegenwart.“

Die Autorin des Buches, Dr. Monika Würthinger, hob bei der Buchpräsentation einige Besonderheiten aus Spanlangs Leben hervor. Dazu gehört für den ursprünglich überaus deutschnational gesinnten Pfarrer eine radikale Umkehr seiner Einstellung, als er zu Beginn der 1930-iger Jahre sich mit dem aufstrebenden Nationalsozialismus zu beschäftigen begann und fortan einen Anschluss an Deutschland kategorisch ablehnte. Anlässlich der ersten Versammlung von Nationalsozialisten im Jahr 1931 in seiner Pfarre St. Martin schrieb er: „… dann wird ein Ende mit Schrecken kommen und das irregeleitete Volk wird bemerken, dass auf Scherben kein Weizen wächst.“

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